Habt ihr Eckhard und Els getroffen? Sie lernten sich in den 60er Jahren während der Workcamps kennen und verliebten sich ineinander. „…seitdem ist jeder Tag wie ein Traum“, sagt Eckhard.
Was hat euch dazu motiviert, am Workcamp teilzunehmen?
(Interessant, um zu verstehen, ob es eine gemeinsame Leidenschaft gab.)
Eckhard: ich war von 1964-65 zwei Jahre in mehreren Workcamps in Belgien, Italien und Frankreich tätig. Die Motivation? Neue Länder, Sprachen und Menschen kennen lernen; helfen; Neues dazulernen. Vom Bauorden hörte ich durch einen Vortrag des Gründers im Radio, das hat mich begeistert.
Von 2003 bis 2014 habe ich in Deutschland noch bei 8 Workcamps mitgearbeitet.
Els: ich habe mich 1965 für 1 Jahr beim niederländischen Bauorden verpflichtet. Ich wurde zu 2 Workcamps in Belgien und zu 2 weiteren in Italien (Sizilien und Toscana) entsandt. Die Aufgabe der sogenannten Assistentinnen war damals die Haushaltsführung der internationalen Gruppen. Meine Motivation: ähnlich wie bei Eckhard.
Von 2003 bis 2014 habe ich mit Eckhard bei 6 Workcamps in Deutschland je 2 Wochen gearbeitet, dann allerdings auf der Baustelle – das war mir wichtig.

Els und Gerrie in Troina, sie führten unter primitiven Umständen 1965 den Haushalt für 9 hungrige Baugesellen
Wie habt ihr euch im Workcamp kennengelernt?
(Das gibt euch eine Grundlage für die Entstehung ihrer Beziehung.)
In Troina in Sizilien halfen wir 5 Monate beim Bau einer Behinderteneinrichtung. Die Gruppe aus NL, B, CH und D bestand aus 9 jungen Männern und 2 Niederländerinnen (Gerrie und Els), die unter einfachsten und teils primitiven Verhältnissen den Haushalt führten.

Els bei der Sockenwäsche
Wie hat das Workcamp eure Beziehung beeinflusst?
(Das lässt sie darüber nachdenken, wie die gemeinsame Erfahrung ihre Bindung stärkte.)
Eckhard: die Wohn- und Arbeitsverhältnisse waren sehr einfach. Da entstehen auch Spannungen und Redebedarf innerhalb der Gruppe. Auch bei manchen Einheimischen waren wir nicht immer willkommen. Gerrie und Els haben lustig und souverän das Beste daraus gemacht. In den 5 Monaten in Sizilien habe ich Els natürlich gut kennen gelernt.
Els: Das Leben in einer Gruppe ist komplex, aber man lernt sich sehr gut kennen.
Einige nahmen an Eckhard’s Italienischunterricht teil; das waren mir kostbare Stunden.

Gab es Herausforderungen, mit denen ihr als Paar im Workcamp konfrontiert wurdet?
(Vielleicht erzählen sie von Konflikten, die sie gemeinsam überwunden haben.)
Eckhard: als Leiter der Gruppe sollte ich “neutral” sein und nicht zeigen, dass ich mich in Els verliebt hatte. Das verursachte mir manchmal Bauchweh (zumal es weitere Gruppenmitglieder gab, die Els sehr mochten).
Els: nicht wirklich.

nach der Arbeit
Was war der bedeutendste Moment oder die wertvollste Erfahrung, die ihr gemeinsam während des Workcamps hattet?
(Das gibt dir Einblicke in die emotionale Seite ihrer Reise.)
Eckhard: der erste vorsichtige Kuss auf ihre Stirn, im Mondschein unter einer provisorischen Wasserleitung. Und natürlich: auf Els kann man sich in jeder Situation total verlassen.
Els: der erste kleine Abendspaziergang ohne Gruppe.

Großreinemachen der Unterkunft
Glaubt ihr, dass die Arbeit im Team in einem internationalen Umfeld euch näher gebracht hat?
(Freiwilligenarbeit kann den Blick auf andere Kulturen und Perspektiven erweitern.)
Eckhard: ja, unbedingt. Els ist ja Niederländerin (aber ich sprach damals schon recht gut niederländisch).
Außerdem lernte ich Italien und die Sprache kennen und erhielt kulturellen Zugang zu anderen Ländern. Bauorden hat meinen Blick absolut geweitet.
Els: in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es wenig bezahlbare Gelegenheit für Auslandsreisen. Die Arbeit im Ausland hat mir in manchem die Augen geöffnet.

Seniorengruppe in Heiligenbrunn 2014 (Familien mit Christus)
Wie habt ihr gemerkt, dass ihr verliebt seid?
Eckhard und Els: wenn sich die Blicke kreuzen, steigt der Puls. 🙂
Hat sich euer Verständnis von Teamarbeit und Zusammenarbeit durch das Workcamp verändert?
(Es könnte interessant sein, zu erfahren, wie die Erfahrung in der Zusammenarbeit ihre Beziehung beeinflusste.)
Eckhard: ja, ganz sicher. Wir sind ein Team auf Augenhöhe: im Haus, im Garten, in der Küche etc.
Els: wie oben, wir teilen viele Interessen (Musik, Pilgern, Lesen etc.)

Pilgerherberge in Kleinliebenau 2017
Was würdet ihr anderen Menschen raten, die an einem Workcamp teilnehmen und vielleicht auch jemanden kennenlernen wollen?
(Praktische und persönliche Ratschläge könnten einen schönen Abschluss bieten.)
Eckhard: Nichts! Geht unvoreingenommen hin lasst euch überraschen.
Els: offen sein für das, was auf dich zukommt. Zuhören, nicht überkritisch sein.

Els in Worms 2003
Was hat Ihnen am meisten aneinander gefallen?
Aufgeschlossenheit, Zuverlässigkeit, Neugierde, soziales und religiöses Interesse.
Möchten Sie noch etwas sagen? 🙂
Wir sind von der Bauorden-Idee noch immer begeistert.